Wie alles angefangen hat...

Damals, April 2010, kurz nach einem erfolgreichen Praktikum während meiner Semesterferiren, das mich in meinem Berufswunsch Lehrerin bestätigte, merkte ich, dass ich innerhalb von drei Tagen immer schlechter auf einem Auge sehen konnte. Ich sah, immer an den gleichen Stellen, egal wie ich mein Auge bewegte, graue Flecken. Als ich dann auch noch bei jeder Augenbewegung Schmerzen bekam, ging ich zu einer Augenärztin. Diese sagte nur "Ich sehe nichts, was ihre Symptome erklärt", worauf ich nur antwortete "Und was machen ich jetzt? Ich sehe nämlich auch nichts!"

Also ab in die Kopfklinik. Dort machten sie weitere Untersuchungen an meinem Auge. Ich war völlig verunsichert, denn ich merkte etwas stimmt nicht. Die Ärzte wollten mir nichts sagen, nicht mal welchen Verdacht sie haben, sondern nur, dass ich für ein paar Tage bleiben muss um weitere Untersuchungen zu machen. Ich war völlig aufgelöst. Ich wusste nicht, was ich hatte, wie lange ich bleiben würde und wie ernst meine Lage war. Ich rief völlig durcheinander meine Chefin an und meldete mich krank, dann eine meine Mitbewohnerin (Danke Sabrina!), damit sie mir Klamotten und ähnliches vorbei bringt. Plötzlich fühlte ich mich hilflos und fremdgesteuert, sehr ungewohnte und unangenehme Gefühle für mich.

In diesen Tagen kämpften mein Bauch und mein Kopf einen erbittern Krieg. Mein Bauch sagte, mir dass etwas nicht stimmte, während dessen mein Kopf mich ermahnte, nicht in Panik zu verfallen.

Insgesamt musste ich fünf Tage im Krankenhaus bleiben. Die ersten zwei waren getacktet durch die verschiedenen Untersuchungen, wie ein Kopf-MRT, eine Lumbalpunktion oder eine zur Messung der Leitfähigkeit meiner Nervenbahnen, uvm... Es dauert nicht lange und ein ganzes Heer an Ärzten und Assistenzärzte tauchten mit ernsten Gesichtern in meinem Zimmer auf. Ich ahnte schon, dass die Neuigkeiten nicht gut waren, aber nie hätte ich eine so lebensverändernde Diagnose erwartet. Ich war ja nur wegen meines Auges da...

Und verkündet wurde mir eine chronische (noch) unheilbare Erkrankung.

 

Als der Oberarzt mir sagte, ich habe Multiple Sklerose, wusste ich nicht, was das ist, was es für mich und mein Leben bedeuten würde. Der Arzt klärte mich auch kaum auf, sondern wollte wissen, ob ich Fragen hätte. Witzig. Wie kann man da keine Fragen haben?! Ich war zu diesem Zeitpunkt so durcheinander und überfordert mit der Diagnose, dass ich das Feuerwerk an Fragen erstmal sortieren musste. Bis dahin war die Ärzteschar aber schon weiter gezogen...

Ich rief also eine Freundin (Danke Nora!) an und bat sie, mir alles auszudrucken, was sie darüber fand. Und das zeigt schon, wie wenig ich über diese Erkrankung wußte. Es ist nämlich unmöglich alles auszudrucken, so viele Informationen gibt es. Ich konnte aber dadurch recht schnell zwei für mich wichtige Fragen klären: es ist nicht vererbbar und ich kann dennoch Kinder bekommen. Neue kamen aber auf. Inwiefern wird sich mein Leben verändern und will ich dann überhaupt noch Kinder? Ich las was von Blasenstörungen und Rollstuhl. Keine glorreichen Aussichten... Ich habe mich noch nie in meinem Leben so machtlos gefühlt. Ich fühlte mich der Willkür der Erkrankung ausgeliefert und verlor das Vertrauen in meinen Körper und die damit verbundenen Fähigkeiten. Ein Albtraum.

 

Aufgeben gehört aber nicht zu meinem Vokabular und so entschied ich mich den Stier an den Hörnern zu packen: ein Schlachtplan musste her!

Erst einmal sollten die akuten Symptome an meinem Auge (Sehnerventzündung) behandelt werden. Was mit drei Tagen Cortison intravenös getan wurde. Zu meiner großen Erleichterung, sind die Flecken verschwunden aber meine Sehkraft hat sich ein Stück verschlechtert. Ohne meine Brille/Kontaktlinsen komme ich nicht mehr weit, aber das ist ja noch das kleinere Übel.

An dieser Stelle ein besonderes Dankeschön an Mirja, meinen Fels in der Brandung, die mich auch noch vor der kulinarischen Exekution gerettet hat! Krankenhausfrass ist wirklich der Horror für meine verwöhnten französischen Papillen! xD

Dann stellte sich die Frage der langfristigen Behandlung, denn MS ist zwar nicht heilbar, aber es gibt Medikamente um das Fortschreiten der Erkrankung auszubremsen.

Und so fing mein Kampf gegen die MS an. Einen, wie sich herausstellen sollte, würdigen Gegner.

 


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