Happy Elefant

An Tag 17 unserer Weltreise geht es mit dem Bus nach Udawalawe, bekannt für den gleichnamigen Nationalpark in dem frei lebende Elefanten zu sehen sind.

Die Busfahrt ist wie immer unterhaltsam. Hinzu kommt, dass wir die einzigen Touristen in dem Bus sind und die Landschaft wie immer beeindruckend ist.

Wir entscheiden uns vom Busbahnhof einen kleineren Bus zu nehmen, der uns in die Nähe bringt und müssen dann nur noch 10min mit dem Gepäck laufen bevor wir die Unterkunft erreichen. Es ist ein wenig schwierig zu finden, denn es ist nicht auf unserer Navigationsapp. Das liegt daran, dass die Unterkunft recht neu ist, wie uns der Verwalter erklären wird. Dieser nennt sich selbst Mr. Happy und das passt auch. Er grinst und schwätzt den ganzen Tag.

Kaum angekommen, werden wir verwöhnt, es ist das beste Zimmer bisher: mit eigenem Bad und ziemlich groß, alles sauber und mit funktionierender Klimaanlage. Wir bekommen gleich einen Willkommenssaft. Nachdem die letzten zwei Unterkünfte nicht ideal waren freuen wir uns über das gemütliche und schöne Zimmer.

Überhaupt werden wir hier wie die Könige behandelt. Wir sind ziemlich müde von der Reise und entscheiden uns in der Unterkunft zu essen und sind die einzigen Gäste mit gleich zwei Kellnern!😆

Das Essen ist wieder ein fantastisches Rice and Curry und das in einer traumhaften Umgebung, wie die Bilder zeigen.

Mr. Happy ist es sehr wichtig, dass wir uns wohl fühlen. Wir sind wohl gute Gäste, da wir nicht nur dort schlafen und essen, sondern auch die Safari am nächsten Tag über das Hotel gebucht haben. Sie haben einen eigenen Jeep und Fahrer, der sich auskennt. Wir sind schon sehr gespannt und hoffen einen guten Guide zu haben.

Mr. Happy meint dann, als wir ins Bett wollen, ob wir denn nicht eine Fahrt mit dem Jeep zum See machen wollen. Es sei Vollmond und schön anzuschauen, wie er im See, der die Grenze zum Park darstellt, reflektiert. Wir wägen ab, denn wir müssen am nächsten Tag sehr früh für die Safari aufstehen.

Spontan sagen wir zu, ein Sternenhimmel ist immer toll. Was uns aber passieren wird, kann ich immer noch nicht glauben.

Wir steigen also in diesen Safari Jeep und fahren los. Ich bin aufgeregt und freudig über unsere Spontanität und ich werde sofort belohnt. Der Fahrtwind ist so herrlich! Die warme Luft fühlt sich nicht mehr drückend an sondern dadurch, dass es Nacht ist, sogar ein wenig kühl. Ich fühle mich befreit von dieser Schwere und einfach frei. Es ist einer dieser Momente, in denen die Reise sich perfekt anfühlt. Ein Blick in Dirks Gesicht und ich weiß, er fühlt genauso. Wir strahlen beide.

Am See angekommen merken wir, dass es zu wolkig ist um den Mond zu sehen. Wirklich stören tut uns das nicht, auch wenn wir es schade finden. Wir wollen uns aber den Augenblick nicht zerstören lassen, das Gefühl von Freiheit genießen. Mr. Happy fährt eine Weile den See entlang um wenden zu können und dann das: am Seeufer steht plötzlich ein Elefant. Nein, nicht nur einer sondern zwei. Eine Mutter und ihr Kalb. Trotz der Dunkelheit können wir sie erkennen und Mr. Happy hält in ihrer Nähe an. Nur der dünne Zaun des Parks trennt uns. 

Ich bin überwältigt, ich habe nicht damit gerechnet. Mein Herz geht auf, Tränen der Dankbarkeit in den Augen. Ein freies, glückliches und wildes Tier so nah zu erleben. Elefanten sind so soziale und kluge Wesen, ich bin ganz aus der Fassung. Als wäre es nicht genug ziehen die Wolken für kurze Zeit weiter und der Mond beleuchtet die Szenerie. Es ist so unfassbar und surreal. 

Wir beobachten die beide Tiere eine Weile, ungläubig. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen. Dieses Gefühl der Freiheit und der Dankbarkeit. Diese faszinierenden Wesen so nah zu erleben. Zu wissen, sie sind hier nicht gequält oder gefährdet. Die Magie dieser Nacht. Anders kann ich es nicht beschreiben.

Mr. Happy fragt nach einer Weile, ob wir zurück können, ob es genug wäre. Ich hätte am liebsten diesen Zauber nie enden lassen wollen aber zugleich war ich so glückselig und erfüllt, dass es nicht wirklich nötig war länger zu bleiben.

Wir fahren also zurück, Dirk und ich schweben aber eher. Rührung und Freude sind omnipräsent, Sterne in unseren Augen. Keine Wolken mehr, zumindest nicht in unseren Herzen.

Wir sind so aufgedreht, dass wir gleich unseren Familien eine Videonachricht hinterlassen, wir wollen dieses Erlebnis teilen. Wir haben das Bedürfnis es zu teilen, zu berichten. Dadurch wollen wir auch erreichen, dass es sich nicht mehr nur wie ein Traum anfühlt, wir wollen uns selbst klar machen, dass wir das echt erlebt haben. Einfach unglaublich.

In den Schlaf zu finden ist gar nicht so leicht, wird sind sehr gespannt auf den nächsten Tag.

Am nächsten Morgen ist es noch dunkel als wir losfahren. Wir wollen viel Tiere sehen und diese sind hauptsächlich morgens und abends aktiv, die Mittagshitze macht auch ihnen zu schaffen.

Wir kommen an den Eingang des Parks und der Guide fragt uns nach Geld um den Eintritt zu bezahlen. Wir haben aber nicht genug Bares dabei und wollen mit Karte zahlen. Wir haben am Vorabend extra Mr. Happy gefragt, ob es geht und er meinte ja. Geht auch. Was uns aber nicht gesagt wurde, ist, dass die Schlange um mit Karte zu zahlen ewig lang ist während diejenigen, die bar zahlen einfach ihre Guides losschicken, die sich gekonnt nach vorne drängeln.

Wir haben so viel Zeit in dieser Schlange verschwendet... Ich nutzte die Zeit um die Infotafeln und somit einiges über Elefanten zu lesen: faszinierende Tiere!

Elefanten leben quasi in einem Matriarchat. Die Elefantengruppe wird immer von einer Elefantenkuh geleitet. Die Kälber werden von der ganzen Gruppe erzogen und Waisen sogar adoptiert! Bullen verlassen die Herde mit 12 Jahren und stoßen nur noch zu Gruppen in der Brunftzeit.

Verwundert war ich auch darüber, dass es Elefanten-"Friedhöfe" wirklich geben soll. Es liegt daran, dass Elefanten am Ende ihres Lebens nur noch weichere Nahrung zu sich nehmen können (also eher Gräser und Blätter und keine Rinde mehr), weil ihr Zähne zu schlecht sind. Automatisch finden sich so die älteren Elefanten alle an einem Ort, wo es diese Nahrung eben gibt und sterben dort. Somit entsteht einen "Elefanten-Friedhof".

Dann ging es endlich los! Allein mit unserem Fahrer fahren wir in den Park. Die Aufregung steigt, wir genießen die holprige Fahrt und halten Ausschau. Nach ein paar Minuten schon sehen wir einen einzelnen Elefanten, der ist aber weit von der Fahrbahn entfernt, so dass wir ihn nur aus der Ferne beobachten können. Dennoch ist es faszinierend. Zu wissen, er läuft frei herum, kann tun und lassen was er will, und dass es reiner Zufall und Glück sind, dass wir das Tier finden, macht diesen Augenblick besonders. Bald darauf sehen wir den nächsten Bullen, ein recht junges Tier beim Essen und Auseinandernehmen eines Baumes. Wir können nah ran fahren und in seine Augen blicken. Die Falten auf seiner Haut sehen. Den kraftvollen Rüssel beim "Schälen" des Baumes beobachten. Der Elefant frisst die Baumrinde und Äste, man kann sie knacken hören während er kaut. Unfassbar! Wie flexibel der Rüssel ist. Kurz darauf bestäubt der Elefant sich mit seinem Rüssel mit Erde. 

Wir wollen gar nicht mehr weg, der Elefant irgendwann schon. Also geht es weiter.

Erstmal aber ein paar Bilder dieser tollen Wesen:

Wir sehen viele verschiedene Vögel, vor allem aber Pfaue. Leider sehen wir ihn nie mit aufgestelltem Rad, aber sein Gefieder ist auch so beeindruckend. Wir sehen aber auch wunderschöne, knallgrüne kleine Vögel, schwarze mit gelber "Maske" (gelb um die Augen) und Adler. 

Wir fahren an einem Tümpel entlang, wo wenige Wasser Büffel baden, dahinter eine Schildkröte. Die Landschaft ist so unglaublich schön. Im Hintergrund die Berge, der strahlend blaue Himmel, die blühenden Büsche, die riesigen Bäume. Wir kommen uns fast so vor, als wären wir in Afrika. Zumindest sieht es so aus wie wir uns Afrika vorstellen und in Reportagen gesehen haben.

Und dann stoßen wir auf eine große Herde Elefanten. Hier sind wir auch nicht mehr das einzige Auto. Hier sind mehrere, aber niemand drängt die Tiere. Nicht wie bei der Waltour in Mirissa.

Wir sehen mehrere Kälber und ihre Mütter. Es ist so wunderschön und rührend. Wir sind so nah dran, dass wir die kleinen Härchen sehen können, die stets borstig wirken. Die Kleinen sind schüchtern und unheimlich niedlich. Wir sind völlig aus dem Häuschen.

Nach einer Weile fahren wir weiter zu einem größeren Tümpel in dem eine Wasserbüffelherde schwimmt. Wir können sogar eine Mutter mit Kind beobachten. Sie schwimmen durch den ganzen See und kommen direkt hinter unserem Wagen aus dem Wasser und verschwinden ins Gebüsch. Das kleine wirkt unsicher auf den Beinen und ängstlich, um so stärker und kraftvoller wirkt die Mutter. Mein Herz schlägt schon schneller, obwohl ich sicher im Wagen bin. Ihr hätte ich nicht im Weg stehen wollen! 

Daraufhin fahren wir zu einem "Aussichtspunkt", eine Erhöhung von der aus der See gut zu überblicken ist. Es ist so schön! Und mit dieser Aussicht dürfen wir "frühstücken". Naja, war eher Brunchzeit. Es kommt einem so unwirklich vor, dort zu essen, dort zu sein. 

Die Sonne knallt inzwischen ordentlich, so sehr, dass ich einen Schal um meine Schulter legen muss, trotz Sonnencreme. Einen Sonnenbrand wie in Mirissa brauche ich nicht mehr!

Wir fahren nach dem Essen um den See herum und nach einer Weile entdecken wir die größte Herde Elefanten (um die zwanzig Tiere!). Die Szenerie ist traumhaft. Die Berge, das Wasser, die Elefanten. Wie gemalt, einfach perfekt. Mehrere Elefanten baden dann sogar und spritzen mir ihren Rüsseln Wasser auf ihre Rücken. Ich bin verzaubert. Ich habe mir immer gewünscht, das mal mit eigenen Augen sehen zu können. Ein Elefant beim Baden in der freien Natur. Unglaublich! Wir sind so von Glück erfüllt. Wir können es kaum glauben, dass wir so viel Schönheit bewundern dürfen. Natur so nah erleben zu dürfen. Einfach genial.

Kurz darauf fahren wir an eine Stelle an der man Krokodile sehen kann, haben aber kein Glück. Da es schon mittag und sehr heiß ist, sind die Krokodile im Wasser oder an einer anderen kühlen Stelle. Wir sehen aber eine zweite Herde Wasserbüffel und eine einsame alte Elefantenkuh, die bald sterben wird.

 

Als wir in die Unterkunft zurückkommen, sind wir noch ganz beeindruckt von den Eindrücken und Bildern, die wir sammeln durften.

Wir unterhalten uns mit zwei deutschen Mädels, mit denen wir dann auch zu Abend essen und Reisetipps über Sri Lanka austauschen werden. Davor aber gehen wir noch in ein Elefantenwaisenhaus. Dort leben nur junge, verwaiste oder verletzte, Elefanten bis sie groß genug oder wieder gesund sind um ausgewildert zu werden.

Diese Elefanten können nur zu den Fütterungszeiten gesehen werden, das Waisenhaus ist sonst nicht zugänglich. Wir überlegen länger, ob wir  dorthin sollen, denn wir wollen nichts unterstützen, wo die Elefanten als Ware gesehen und behandelt werden. Die Fütterungsbeobachtung ist aber keine Show, die Elefanten dürfen nicht angefasst werden. Niemand reitet oder badet sie. Wir entscheiden uns also hin zu gehen. Und es war einfach nur süß, die kleinen zu beobachten und das eingenommene Geld dient dem Kauf der Milch. Es entsteht kein Profit.

Am Abend schlafen wir mit tollen neuen Eindrücken und einem Lächeln ein.

Am nächsten Tag geht es für uns nach Ella, hoch in die Berge und die Teeplantagen.