Mirissa - erste Bootstour

Als wir am frühen Morgen zum frühstück rausgehen, sitzt im Garten ein Fischer, der das Netz vom unserem Host repariert. Denn hier gibt es nie nur eine Einnahmequelle bzw. Art sich zu versorgen: einige versorgen sich selbst mit Essen durch Fischerei oder Landwirtschaft. Es ist faszinierend wie flink dieser Mann ist! Er lässt sich auch nicht von den Fliegen stören, nur bei Moskitos unternimmt er was.

 

Nach dem Frühstück wollen wir zum Strand und davor endlich Flipflops besorgen. Wir finden auch tatsächlich beide welche, müssen aber einige Läden abklappern, denn uns fällt schnell auf: die Preise sind sehr unterschiedlich. Wir finden am Ende auch günstige... nur hätte Dirk lieber in teurere bzw. bessere investieren sollen. Er bekommt recht schnell Blasen an den Füßen, er, der eh nicht so begeistert von Flipflops ist... Die Tortur wird noch schlimmer als wir nach dem Strand auf den Hügel hoch laufen um die Aussicht zu genießen und unseren ersten buddhistischen Tempel anzuschauen. Die Aussicht auf den Strand und das Meer sind wunderschön. Den Treppen entlang finden wir immer wieder wunderschöne, kuriose Blumen und die Frangipanie duften herrlich süß. Wir sind erstaunt alleine zu sein und genießen die Ruhe. Oben angekommen sehen wir eine Menge Eichhörnchen und Hühner. Die Zeit steht still, man hört nur leise ein Fernsehergerät aus einer der Unterkünfte des Klosters brummen. 

Der Tempel ist klein und schlicht, für uns aber, gerade weil es unser erster ist, wundervoll. Die weiße Farbe leuchtet unter der Sonne, der Ausblick auf der anderen Seite des Tempels, direkt ins bewaldete und wilde Tal: atemberaubend. Wir fühlen uns fast fehl am Platz, als würden wir die Ruhe hier stören. Wir schlendern durch die kleine Anlage und ich versuche jedes Details aufzusaugen. Was für ein toller Start in das religiöse Sri Lanka!

Am nächsten Tag verbringe ich den Tag im Guesthouse und schreibe einen Beitrag. Mir geht es einfach noch nicht so gut und ich muss meine Kräfte einteilen. Vor allem, weil wir am nächsten Morgen sehr früh aufstehen wollen um eine whalewatching Tour zu machen.

Wir haben sehr lange überlegt, ob wir solch eine Tour machen wollen. Ehrlich gesagt wollten wir beide unbedingt Wale sehen und für uns war klar: nur in freier Wildbahn. Was uns nicht klar war ist, dass es da auch große Qualitätsunterschiede gibt im Umgang mit den Tieren. Aber eins nach dem anderem.

 

Am neunten Tag unserer Reise also (der siebste in Mirissa), stehen wir früh im Dunklen auf und werden von einem Tuktuk abgeholt das uns zum Hafen fährt. Unser Host sagte uns schon, seine Gäste würden einen günstigeren Preis bekommen, es wäre aber alles nicht so offiziell... wir haben das ganze Prozedere nicht ganz verstanden und wollten ihn ja auch nicht in Verlegenheit bringen und haben einfach den vollen Preis bezahlt. Wir ärgern uns, nicht besser mit ihm kommuniziert zu haben, was aber durch sein schlechtes Englisch echt schwer ist. Wir sind unter den ersten auf dem Boot. Meine Laune bessert sich mit der aufgehenden Sonne und dem leckeren Frühstück, das uns serviert wird. Bis die ersten Boote abfahren. Es sind so viele Boote! Wir starten mit den letzten, ein gutes Dutzend sind schon weg. Gibt es denn so viele Wale hier?

Wir hoffen das Beste. Dazu sollen wir auch Schildkröten und Delfine sehen können. Wir sind aufgeregt als es endlich los geht. Die Aussicht ist wunderschön, wie die Sonne über dem Meer aufgeht. Wir fahren eine ganze Weile und ich sehe immer wieder fliegende Fische! Richtig cool!

Irgendwann kommen wir in die Nähe von Delphinschulen (so nennt man eine "Herde" Delphine). Diese werden aber von den verschiedenen Booten bedrängt, jeder Kapitän versucht seinen Passagieren den besten Blick zu bieten und wir begreifen, dass wir einen Fehler gemacht haben. Wir wollten nicht an einer Hetzjagd teilhaben. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Es fällt uns schwer den Augenblick richtig zu genießen. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Die Delphine lassen sich nicht lumpen und tauchen immer wieder länger ab und teilen sich in Gruppen auf. Kluge Wesen.

Ich bin fast erleichtert als wir weiter fahren. Dies währt aber nur kurz, denn der Kapitän verkündet: jetzt schauen wir nach einem Wal... Oh herr je, so hin und her gerissen war ich lange nicht. Natürlich will ich einen Wal sehen, noch dazu weil diese Fahrt für uns nicht günstig ist, aber ist es das wert? Was tun wir diesem Tier an? Vielleicht wäre es besser keinen zu finden.

Natürlich finden wir einen Wal. Die Boote sind nämlich alle miteinander in Kontakt und geben sich gegenseitig die Position des Wals durch und können ihn mit Sensoren ausfindig machen. Der Augenblick als ich den Wal zum ersten Mal sehe ist magisch. Ich kann nichts dagegen tun: dieses übergroße Tier ist einfach beeindruckend! Es schwimmt so elegant und mächtig, voller Ruhe und zugleich kraftvoll. Und dann geht das Getöse los. Menschen klatschen und rufen wie bescheuert, die Boote versuchen sich gegenseitig zu überholen. Es sind viel mehr als bei den Delphinen, aber der Wal ist allein. Ich mache mir einige Gedanken. Ich versuche es mir schön zu reden. Wir folgen ihm ja nur. Mir ist aber klar, wir hetzen ihn. Und wenn er sich daran gewöhnt verfolgt zu werden und irgendwann an Küsten vorbei schwimmt wo er gerne auf der Speisekarte gesehen wird, wird er nicht vorsichtig genug sein. Ich versuche jeden Blick auf den Wal zu genießen, denn eines ist uns klar: sowas machen wir nie wieder!

Auf dem Rückweg bin ich erledigt. Die Emotionen haben mich ausgelaugt und es ist heiß. Ich döse an Deck unter dem Sonnenschutz.

Tja, was soll ich sagen... trotz Sonnenschutz habe ich mir einen Sonnenbrand geholt und der gehört ins Guissness Buch der Rekorde. Ich bin förmlich gegrillt!

Ich bin so fertig von der Hitze, dem Sonnenbrand und Sonnenstich, dass mir übel ist und ich direkt ins Bett falle. Na toll, kaum wieder fit, wieder "verletzt". Das Ende vom Lied: Dirk wird am nächsten Tag alleine zum Strand gehen und ich werde mich ins dunkle Zimmer zurückziehen und Kaffee mit Zitrone von unserem Host bekommen, gegen die Übelkeit. Alles nur durch den Spiegeleffekt des Wassers! Ich wusste, ich bin sensibel gegenüber der Sonne aber das ist nicht normal!

Eigentlich wäre heute unserer letzter Tag in Mirissa. Wir haben, wie im letzten Blog erwähnt, nur für 7 Nächte gebucht, aber da es mir so schlecht geht und wir uns hier so wohl fühlen, haben wir uns entschieden länger zu bleiben. 

Den Tag verbringen wir am Meer, ich vermummt mit meinem Schal, damit mein Sonnenbrand nicht schlimmer wird. Auf dem Rückweg vom Strand beobachten wir einen Siegermarsch. Es gab einen traditionellen Schulwettbewerb (irgend etwas mit einer Kokosnuss, die an das eine oder andere Ende des Dorfs gebracht werden muss, wirklich verstanden haben wir die halb auf Englisch, halb auf Sinhala vorgebrachten Erläuterungen nicht...) und die Sieger ziehen gefolgt von ihren Familien mit Musikern quer durch die Stadt. 

Die letzten Tage in Mirissa sind nicht aufregend, aber für uns trotzdem außergewöhnlich und schön: wir lassen es uns halt gut gehen am Strand 😉! Wir essen frisch gegrillten Fisch am Strand und beobachten Sonnenuntergänge, lassen einfach die Seele baumeln.

Und diese besagte Reggaeparty, die keine war, fand statt. Dirk war tagsüber schon mehrmals in der Bar und es lief Reggae. In der Stadt hängen Plakate, die für eine Reggaeparty dort werben. Dirk zieht den logischen Schluß, es gibt eine Reggaeparty. In Sri Lanka aber ist nicht alles logisch. So kommt es, dass Dirk bitter enttäuscht von dieser Party zurück kommt (ich bin im Guesthouse geblieben, um mich zu erholen). Als kleine Entschädigung zumindest wird es im Bus auf der Fahrt nach Tangalle Reggae geben! Die nächste Station ist nämlich weiter östlich an der Küste: wir haben gehört, dass die Strände dort noch schöner und ruhiger sein sollen und haben dort für zwei Nächte gebucht! Auf Wiedersehen Mirissa, Hallo Tangalle!

 

Geschrieben am 04.04.2018 

 

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